BM-online 12/2011
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Der Teckbote vom 13. Januar 2010
Sie wollte weder einen Sekretär, noch eine Schrankbar bauen: Die frischgebackene Kirchheimer Schreinermeisterin Katharina Hahn wählte für ihr Meisterstück ein Nähkästchen. Dafür erhielt sie den „Goldenen Würfel“. Damit zeichnet der Landesfachverband des Schreinerhandwerks in Baden-Württemberg herausragende Schreinerarbeiten aus dem Ländle aus. Außer Hahn konnten sich noch zwei weitere Schreiner über einen goldenen Würfel freuen. Acht Arbeiten erhielten einen silbernen Würfel.
Kirchheim. Das Mitglied der Jury, Professor Klaus Goebel von der Hochschule für Technik in Stuttgart, lobte das sehr hohe Niveau der ausgezeichneten Stücke. Handwerkliche Qualität ist hier ebenbürtig mit Ästhetik und Funktionalität. So sind die prämierten Werke nicht nur optisch ansprechend, sondern verblüffen oft durch ihre Verwandlungsmöglichkeiten und die vielseitige Verwendbarkeit. Bei fast allen lassen sich Elemente schieben, ziehen und klappen. So entsteht aus einem kompakten Familientisch ein stattlicher Tisch fürs Festbankett und aus der Bar wird ein Pult.
Katharina Hahns Meisterstück besticht durch ein außergewöhnliches Äußeres, aber auch den praktischen Aspekt. Da Hahn sich nicht allein aufs Schreinern beschränkt, sondern auch gerne näht, wollte sie ein Nähkästchen entwerfen und bauen, das man auch als solches benutzen kann. Doch mit dem Nadel–und–Faden-Behältnis aus Omas Zeiten hat ihr Kästchen lediglich die äußere Form gemeinsam. Schon bei der Materialauswahl zeigt sich der Unterschied: den Korpus aus massivem Birnenholz umhüllt eine an Textiles erinnernde Carbonspitze. Dieses im Möbelbau unübliche Material kommt quasi aus der Nachbarschaft. Carbon ist eine Kohlefaser, die unter anderem im Flugzeugbau verwendet wird. Die Kirchheimer Segelflugzeugfabrik Schempp-Hirth lieferte dann auch das Rohmaterial dazu, das anschließend von einer Spezialfirma aus dem Filstal mit Wasserstrahltechnik in Form geschnitten wurde.
Auch die handwerkliche Ausführung beeindruckt. Beim raffinierten Öffnungsmechanismus eröffnen über die Diagonale ausziehbare Kästchen den Zugriff zur unteren Etage. Kleine Schublädchen mit filigraner Inneneinteilung bieten Platz für kleine und kleinste Nähutensilien.
Eine Betrachterin war jedoch der Meinung, in dieses „Schmuckstück“ gehöre edler Schmuck und keine Fadenrollen. Doch Katharina Hahn ist überzeugt, daß ihr Nähkästchen tatsächlich zum Arbeiten dienen soll. Sie nennt es denn auch „travailleuse en noir“. Travailleuse kommt aus dem Französischen und bedeutet Nähkästchen oder Arbeiterin – die Arbeiterin im kleinen Schwarzen.
Schwarze Kleidung trägt Katharina Hahn allerdings nicht bei der Arbeit. Sie und ihr Mann Thomas führen gemeinsam die Holzwerkstatt Hahn in der Plochinger Straße in Kirchheim. Ihre Spezialgebiete sind Massivholzmöbel, der biologische Innenausbau, Fahrzeugausbau und eben ganz besondere Stücke.
Schempp-Hirth Flugzeugbau GmbH Was haben Schreinerkunst und Segelflugzeugbau gemeinsamEin Segelflugzeug ist vor 50 Jahren nach Schreinermanier aus Holz gebaut worden - zwischenzeitlich wird ein Hochleistungssegelflugzeug jedoch schon seit längerer Zeit aus Kohlefaser gebaut. Katharina Hahn, die frischgebackene Schreinermeisterin aus unserer Nachbarschaft hatte dieses hochfeste Material für ihr Meisterstück entdeckt und verwendet nun auch Kohlefaser anstatt dem traditionellen Werkstoff Holz. Mit einem raffiniert konstruierten und ungewöhnlich entworfenen Nähkästchen hat sie eine erstklassige Auszeichnung des baden-württembergischen Schreinerfachverbandes erhalten. Höchstes Niveau wurde ihr im Design und in der handwerklichen Ausführung von Herrn Professor Dr. Goebel von der Hochschule für Technik in Stuttgart bescheinigt. Ein echtes Schmuckstück ist es geworden und eigentlich viel zu schade für ein Nähkästchen. |
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BM 12/2009 ‚Möbel verwandeln‘ und ‚RaumWandel‘ |
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Bei dem Wettbewerb ‚Möbel verwandeln‘ waren in diesem Jahr Möbel gesucht, die sich verwandeln lassen, die Räume verwandeln oder die die Stimmung der Nutzer positiv wandeln. Dazu eingeladen wurden Schreinerinnen und Schreiner aus Baden-Württemberg, wobei auch Kooperationen mit Gestaltern möglich waren. Sie konnten Arbeiten aus ihrem Betrieb oder aus der Diese Möbel wurden jeweils mit einem „Silbernen Würfel“ ausgezeichnet. Drei Wettbewerbsarbeiten erhalten bei der Eröffnung den „Goldenen Würfel“. Dies waren: Der Tisch ‚Tischlein streck dich’ von Klaus Vöhringer, das Nähkästchen von Katharina Hahn und die WandeLBar von Chris Wicklein. Veranstalter des Wettbewerbs waren der Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg und das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. |
Parallel findet die Ausstellung „RaumWandel“ statt, wo Möbel und Raumlösungen für jedermann, unabhängig vom Alter und von einer möglichen Einschränkung in Bewegung, Bedienung oder Benutzung gezeigt werden. In diesem Projekt arbeiteten Studierende des Studiengangs Innenarchitektur der Hochschule für Technik Stuttgart mit Schreinereien und Herstellerfirmen zusammen. Die Ausstellung ,RaumWandel‘ ist ein Projekt der Gruppe AktivWohnen im Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg – gefördert vom Bundesfamilienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Modellprogramms ‚Neues Wohnen‘. Ebenfalls mit einem Goldenen Würfel ausgezeichnet: Das Nähkästchen von Katharina Hahn, das mit einem trickreichen Öffnungsmechanismus und dem in Carbonfaser gefrästen Dekor verblüfft. |
dds - Das Magzin für Möbel und Innenausbau Spitze aus CarbonKatharina Hahn, Fachschule für Holztechnik Stuttgart, hat die Urform des Nähkästchens mit einer Carbonhülle und einem raffinierten Öffnungsmechanismus versehen. Ein virtuoses Meisterstück der kleinen Form!Ein klassisches Nähkästchen besteht aus einem Grundkasten in Form eines doppelten Quadrates, auf den in zwei Etagen vier quadratische Kästen aufgesetzt sind. Die Ebenen sind mit einem außen liegenden Gestänge verbunden. So lassen sich die Kästen zur Seite aufziehen und sind von oben zugänglich. Katharina Hahn übernimmt die Grundform, benutzt jedoch einen radialen Öffnungsmechanismus aus drei abgestuften Scheiben, der als »Magische Scheibe« bekannt ist. Das geschlossene Kästchen wird von einer Art Doppel aus drei Millimeter Kohlefaser umschlossen. Diese netzartig durchbrochene Hülle stellt thematisch den Bezug zu Textilien her und bietet darüber hinaus versteckte Griffmöglichkeiten. Das Meisterstück ist an Originalität und Qualität nicht zu überbieten. Das »Giraffenhalsmuster« der mit Abstand auf das Birnbaumholz gesetzten Carbonhülle erinnert mich an die Formensprache des Bildhauers und Malers Hans Arp. Es gefallen mir auch die sichtbaren Eckverbindungen der vieleckigen Behälter sowie die kleinen Scharniere der Klappen. Es versteht sich von selbst, dass man regelmäßig einen Staubpinsel braucht und viel Puste für die schwarze »Netzhaut«. Ich persönlich würde diesen zauberhaften Kasten auch nicht als Nähkästchen, sondern eher als Schmuckkasten benützen. Dann würde sich auch der formal dominante Henkel erübrigen. Katharina Hahn hat jedoch dezidiert das Aufbewahren von Nähutensilien im Sinn. Da ich selbst gerne nähe, bin ich aus Erfahrung skeptisch, ob sich in den 70 bzw. 100 Millimeter tiefen Behältern noch filigrane Teile wie Nadeln, Fingerhut, Häkchen und Knöpfe bequem greifen lassen. Ganz unabhängig von der Nutzung würde ich dieses mathematische Kunstmöbel an den schönsten Platz im Raum stellen, um mich täglich daran erfreuen zu können! »Das Meisterstück ist an Originalität und Qualität nicht zu überbieten.« Ursula Maier |
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